Geschichte der Christuskirche
1906 – NEUBAU
1889 gründete sich in Füssen ein evangelischer Verein. Sein vordringlichstes Ziel war, dass die Gemeinde einen eigenen Seelsorger erhalte. Eine Vikariatsstelle wurde dann bereits 1898 eingerichtet.
Sein zweites Ziel war der Bau einer Kirche, denn bislang fanden die evangelischen Gottesdienste in der Immoblie der Freiherrn von Ponickau im „Schloss St. Mang“, im Kapitelsaal statt, später dann im Rittersaal des Hohen Schlosses.
Doch mit der Ansiedlung der „Mechanischen Seilerwaarenfabrik Füssen“ 1862 wuchs die Bevölkerungszahl Füssens sprunghaft an und so auch die Zahl der evangelischen Gemeindemitglieder (etwa 80 Personen)
Dem Münchner Architekten Egon Behles wurde die Planung einer neuen Kirche übertragen, die den Kriterien der „Billigkeit und Zweckmäßigkeit“ entsprechen sollte. Er entwarf die Kirche als einen Zentralbau im neoromanischen Stil, der einerseits die Gläubigen auf das liturgische Zentrum, den Altar und die Kanzel, hin konzentrierte. Andererseits ermöglichte er aber auch flexible Lösungen, um die wachsende Zahl von Kirchenbesuchern in der Zeit der „Sommerfrische“ aufnehmen zu können.
Das äußere Erscheinungsbild der Kirche orientierte sich an Gestaltungselementen des spätgotischen Hohen Schlosses. Dieser historistische Stil der Prinzregentenzeit stieß bei den Gemeindemitgliedern auf allgemeine Zustimmung.
Am 15. August 1906 wurde die Kirche feierlich eingeweiht und der Gemeinde übergeben.
1968/69 – UMBAU
Die städtebauliche Entwicklung Füssens orientierte sich in der Zeitspanne des „Wirtschaftswunders“ während der 1950/60er Jahre nach Westen:
-die Kaserne wurde wieder im Februar 1958 mit Soldaten der Bundeswehr belegt
-der Stadtteil „Füssen-West“ entstand mit der katholischen Pfarrkirche „Zu den Acht Seligkeiten“ und die Realschule wurde in diesem Stadtteil geplant.
Die Aufbruchstimmung, der Schub der Modernisierung und Demokratisierung der Gesellschaft, die sich politisch unter dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ ausdrückte, löste auch in der evangelischen Kirchengemeinde Füssen Diskussionen um einen Umbau der Christuskirche aus. Bei der Einweihung am 25.05.1969 der modernisierten Kirche formulierte Kreisdekan Hans Schmidt: „Wenn die Kirche sich allem neuen verschließt, steht sie in Gefahr, zu einem Museum zu werden. Wenn sie jede Tradition radikal abbricht, wird sie bald dem jeweiligen Zeitgeist erliegen.“
Dieses Sowohl (Erneuerung) – Als auch (Bewahren) ist dem Umbau von 1968/69 anzusehen. Die historistischen Bauelemente wurden abgeräumt. Die Ästhetik von Sichtbeton und geglättete Dachlandschaften orientieren sich am modernen Siedlungsbau.
Bei der Innenausstattung wird von den Kirchenbesuchern Toleranz erhofft für die Kunstwerke und Materialien der Moderne, wie aber auch Respekt vor dem Alten.
Doch wie sich die Kirche von 1906 am spätmittelalterlichen Gepräge der Füssener Altstadt ausrichtete, so integriert sich die erweiterte und umgebaute Christuskirche in Füssen-West.
2016 – UMGESTALTUNG
Im Gegensatz zu 1968 als die Christuskirche großflächig umgebaut, vergrößert und modernisiert wurde, markiert die Umgestaltung des Innenraums der Kirche 2016 keinen radikalen Bruch, sondern sie reagiert eher behutsam auf gesellschaftliche Veränderungen seit der Jahrtausendwende.
Ein überwiegender Teil der deutschen Gesellschaft – jedoch bei weitem nicht alle – gewinnt durch die globalisierte Weltwirtschaft weiter an Wohlstand. Das Konsumverhalten wie auch Freizeitaktivitäten steigern sich weiter. Für viele bieten sich mehr Möglichkeiten der Entfaltung, der Prozess der Individualisierung nimmt weiter zu.
Diese Entwicklungen gehen auch an der Institution Kirche nicht spurlos vorüber. Die rückläufigen Zahlen der Gemeindemitglieder und der regelmäßigen Gottesdienstbesucher sind dafür Indiz. Auch die kirchlichen und kulturellen Angebote differenzieren sich weiter aus. So hat heute die Nutzung des Kirchenraums unterschiedlichen Funktionen zu genügen.
Darauf reagiert nun die erneute Umgestaltung der Christuskirche: die Optik des Kirchenraums wirkt ansprechend. Schon der Eingangsbereich lädt ein und öffnet in seiner Transparenz den Innenraum. Statt fixierter Bänke in Sitzreihen, ermöglichen die Stühle flexible Möglichkeiten von Gottesdienstgestaltungen.