Andacht zum Ostersonntag

„Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ (1 Kor 15,26)

 

An Ostern, liebe Gemeinde,

feiern wir den Triumph Jesu über den Tod.

Dazu gehörte für einige Jahrhunderte auch das Osterlachen – der Brauch, in der österlichen Predigt die Gemeinde zum Lachen zu bringen. Vor allem in Bayern war es vom 14. bis 19. Jahrhundert fester Bestandteil des christlichen Brauchtums.

Wollte ich diesen Brauch wieder aufleben lassen, würde ich vielleicht mit folgendem Witz beginnen: Nach der Kreuzigung Jesu kommt Nikodemus zu Josef von Arimathäa und bittet ihn, sein Grab zur Verfügung zu stellen. Der sucht Ausflüchte: „Ich brauche das Grab für mich und meine Familie.“ Darauf Nikodemus: „Stell dich nicht so an. Ist doch nur für übers Wochenende!“

Humor ist Notwehr – ich merke das besonders in Krisenzeiten. Er hilft, solche Zeiten zu verkürzen. Und christlicher Humor ist immer österlich. Martin Luther soll gesagt haben: „Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so möchte ich nicht im Himmel sein.“ Übrigens: Als Jesus auferstand, erschien er natürlich zuerst einigen Frauen, damit die Sache schneller bekannt würde.

Christus ermuntert mich, nicht am Grab stehen zu bleiben und zu verzweifeln. Sondern Gott anzuvertrauen, was ihm anzuvertrauen ist. Und mich dem Leben wieder zu öffnen: der Zeit, die mir gegeben ist, den Menschen, die ich kenne, den kleinen und großen Pausen, den positiven Überraschungen – auch sie gibt es schließlich.

Der Auferstandene ist das beste Beispiel. Als er bei den Jüngern auftauchte und diese nicht glauben konnten, dass ihr Meister wieder vor ihnen stand, fragte er einfach: „Habt ihr hier etwas zu essen?“ (Lk 24,41) Und er aß ihnen etwas vor.

Ich finde: lustiger geht’s eigentlich nicht. Amen.

12. April 2020, Pfarrer Andreas Huber

 

Gebet (Thomas Morus zugeschrieben, 15./16. Jh.)

 

Schenke mir eine gute Verdauung, Herr,

Und auch etwas zum Verdauen.

Schenke mir Gesundheit des Leibes

mit dem nötigen Sinn dafür,

ihn möglichst gut zu erhalten.

 

Schenke mir eine heilige Seele, Herr,

die im Auge behält, was gut und rein ist,

damit sie sich nicht einschüchtern lässt

vom Bösen, sondern Mittel findet,

die Dinge in Ordnung zu bringen.

 

Schenke mir eine Seele,

der die Langeweile fremd ist, die kein Murren kennt

und kein Seufzen und Klagen,

und lasse nicht zu, dass ich mir allzu viel Sorgen mache

um dieses sich breit machende Etwas, das sich „Ich“ nennt.

 

Herr, schenke mir Sinn für Humor.

Gib mir die Gnade,

einen Scherz zu verstehen,

damit ich ein wenig Glück kenne im Leben

und anderen davon mitteile.

Amen