Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti

Sonntag Quasimodogeniti

 

Aus Psalm 116

Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.

Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.

Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;

ich kam in Jammer und Not.

Aber ich rief an den Namen des Herrn: Ach, Herr, errette mich!

Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig.

Der Herr behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir.

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Ich will den Kelch des Heils erheben und des Herrn Namen anrufen.

 

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! (Johannes 20, 29)

Der Jünger Thomas kann nicht glauben, dass Jesus auferstanden ist. Bis Jesus zurückkommt, plötzlich mitten unter den versammelten Jüngern steht. Er sagt „Friede sei mit dir.“ und fordert Thomas auf, seine Wunden zu anzuschauen und zu berühren.

Der Maler Caravaggio hat die Szene in einem berühmten Gemälde festgehalten (https://www.deutschlandfunk.de/der-unglaeubige-thomas-von-caravaggio-er-sah-und-beruehrte.2540.de.html?dram:article_id=351787). Dort hat Thomas seinen Zeigefinger tief in Jesu Seitenwunde versenkt. Der Auferstandene selbst hält sein Handgelenk fest. Thomas steht leicht nach vorne gebeugt da, mit weit aufgerissenen Augen, so als würden durch die Berührung alle seine Zweifel beseitigt werden.

Die Berührung wird im biblischen Zeugnis allerdings gar nicht geschildert. Jesus fordert Thomas lediglich dazu auf. Und Thomas bekennt darauf trotzdem: Mein Herr und mein Gott.

Thomas erkennt seinen Herrn und Gott nicht dadurch, dass er ihn berührt, sondern dass er es tun dürfte, Jesus begegnet seinem Misstrauen mit Zugewandtheit und Freundlichkeit. Er verurteilt ihn nicht wegen seiner Zweifel, sondern ist für ihn da.

Thomas erfährt das, was die urchristliche Gemeinde ins Leben gerufen hat: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13, 8)

Amen.

Pfarrerin Ilka Huber, 19. April 2020

 

Lied EG 622: Ich möchte Glauben haben

1. Ich möchte Glauben haben, der über Zweifel siegt,

der Antwort weiß auf Fragen und Halt im Leben gibt.

2. Ich möchte Hoffnung haben für mich und meine Welt,

die auch in dunklen Tagen die Zukunft offen hält.

3. Ich möchte Liebe haben, die mir die Freiheit gibt,

zum andern Ja zu sagen, die vorbehaltlos liebt.

4. Herr, du kannst alles geben: dass Glauben in mir reift,

dass Hoffnung wächst zum Leben und liebe mich ergreift.