Andacht zum Sonntag Exaudi

Exaudi

Liebe Gemeinde,

„Samstag im Paradies“ erzählt davon, wie Gott die Welt schuf und ist eines der schönsten Kinderbücher, das ich kenne.

Gott, ein Mann mit weißem Bart und gelbem Hut, schafft in fünf Tagen die Welt: das Licht, den Himmel, Erde und Meer, die Pflanzen, Sterne und die Tiere. Am Samstag kommen die Menschen dran, die ihm ähneln sollen und deren Körperform sich aus den Aufgaben ergibt, die Gott ihnen zudenkt: Füße, um standhaft zu sein und den Kopf zum Denken. Anschließend schenkt Gott den Menschen das Paradies.

Helme Heine hat in großartigen Bildern das ganze Wunderwerk Gottes eingefangen. Zwischen den üppigen Blumen toben Adam und Eva als kleine Kinder herum, reiten auf dem Rücken eines Panthers oder sitzen in riesigen Blumenkelchen. Gott taucht immer mal wieder als Gärtner und Tüftler auf.

All das finden wir auch auf den ersten Seiten der Bibel. Gott, der alles in feiner Abstimmung aufeinander, erschuf, an seinem Paradies hingebungsvoll arbeitete und sich daran freute. Am letzten Tag ruhte er sich aus. Der Sabbat, der Ruhetag, war somit auch geschaffen.

Und so kam es, dass wir bis heute einen Ruhetag in der Woche haben. In unseren Kalendern ist der Sonntag an das Ende der Woche gestellt, wenn wir uns also von der Arbeitswoche erholen sollen. Viele empfinden es ja auch genauso und haben von klein auf gehört: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

 

Biblisch gesehen, ist der Sabbat nicht der Ruhetag, den man sich am Ende der Woche verdient hat, sondern der Anfang der Woche. Mit der Ruhe geht es los. Denn für Gott war es keine schweißtreibende Plackerei, die Welt ins Leben zu rufen, sondern eine Freude. Mühsame, harte körperliche Arbeit gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht, die kam erst, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden.

Also: nicht die Arbeit soll unser Leben bestimmen, und dann dürfen wir uns halt – in Gottes Namen – auch noch für einen Tag ausruhen. Sondern: die Ruhe soll unser Leben bestimmen, und dann dürfen wir auch noch arbeiten. Aber wir werden dann anders arbeiten, weil wir von dieser Ruhe herkommen und nicht immer erst auf diese Ruhe zuleben.

Darum: Einen gesegneten Sonntag!

 

Aus der Lesung für den Sonntag Exaudi

Darum knie ich nieder vor Gott, dem Vater, und bete ihn an, ihn, dem alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde ihr Leben verdanken und den sie als Vater zum Vorbild haben.

Ich bitte Gott, euch aus seinem unerschöpflichen Reichtum Kraft zu schenken, damit ihr durch seinen Geist innerlich stark werdet. Mein Gebet ist, dass Christus durch den Glauben in euch lebt. In seiner Liebe sollt ihr fest verwurzelt sein; auf sie sollt ihr bauen. Denn nur so könnt ihr mit allen anderen Christen das ganze Ausmaß seiner Liebe erfahren.

Ja, ich bete, dass ihr diese Liebe immer tiefer versteht, die wir doch mit unserem Verstand niemals ganz fassen können. Dann werdet ihr auch immer mehr mit dem ganzen Reichtum des Lebens erfüllt sein, der bei Gott zu finden ist. (Epheserbrief 3, 14-19)

 

Pfarrerin Ilka Huber