Kantate

 

Liebe Gemeinde,

König Saul ist außer sich, er rast und tobt, randaliert, redet wirres Zeug, fürchtet sich vor den Schatten und vor sich selbst. Am Hof ist es kein Geheimnis mehr, ganz unverhohlen heißt es: „Der König ist verrückt geworden. Ein böser Geist hat von ihm Besitz ergriffen.“

Die Tobsuchtsanfälle treten in immer kürzeren Abständen auf und der Hofstaat weiß sich bald keinen Rat mehr. Schließlich kommt man zu dem Schluss, einen Jungen herbeizuholen, der schon einige Male mit seinem Harfenspiel aufgefallen war, als er seine Schafe hütete. Er soll für den König musizieren. Vielleicht, so die Hoffnung, würde das den König besänftigen.

Das leise Harfenspiel und der Gesang des Jungen, er hieß David, beruhigten den König tatsächlich. Die Raserei hörte auf.

„Die Musik ist die beste Gottesgabe.“, schreibt Martin Luther, „Durch sie werden viele und große Anfechtungen verjagt. Musik ist der beste Trost für einen verstörten Menschen, auch wenn er nur ein wenig zu singen vermag. Sie ist eine Lehrmeisterin, die die Leute gelinder, sanftmütiger und vernünftiger macht.“

Heute feiern wir den Sonntag Kantate, das bedeutet „Singt!“ Nicht jedem wird danach zumute sein. Die gegenwärtige Situation erleben viele, trotz der Lockerungen, nach wie vor als beklemmend und beängstigend. Manche fühlen sich ohnmächtig, andere wissen nicht mehr recht, wem sie glauben sollen. Martin Luther nennt das „Anfechtung“ und empfiehlt, Musik zu machen. Ein uraltes, aber sehr wirksames Rezept. Die Musik hilft, die Angst auf Abstand zu halten und böse Geister zu verjagen, auf andere Gedanken zu kommen und die Schwermut hinter sich zu lassen. Wenn das nicht ein Geschenk Gottes ist!

 

Ich singe dir mit Herz und Mund

Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust. Ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel heil und Gutes fließt.

Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut. Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.

Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz und Freudenlicht, dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.

 

Am 10. Mai feiern wir wieder Gottesdienst um 11.00 Uhr in der Christuskirche. Das freut uns sehr, denn die Sehnsucht war bei vielen schon groß. Bei der Feier müssen wir allerdings die Vorgaben der Landeskirche, die in Absprache mit der Staatskanzlei getroffen wurden, beachten.

Die wichtigsten Regeln sind:

  • Abstand einhalten. Bitte achten Sie beim Gang in die Kirche sowie beim Verlassen darauf, dass Sie zu anderen Gottesdienstbesuchern (Ehepartner und Familienangehörige ausgenommen) einen Abstand von mind. 2 m halten. Durch die Bestuhlung in der Kirche können wir den richtigen Abstand zwischen den Sitzplätzen vorgeben. Dadurch ist die Zahl derer, die in der Kirche Platz finden, begrenzt. Bitte nutzen Sie auch die Emporen. Dort sind die einzelnen Sitzplätze gekennzeichnet.
  • Mundschutz tragen. Bitte bringen Sie eine Bedeckung für Mund und Nase mit. Diese muss auch während des Gottesdienstes getragen werden (Ausnahmen gelten für Menschen mit Behinderung).
  • Im Eingangsbereich stehen Desinfektionsmittel bereit.
  • Der Gesang ist leider sehr eingeschränkt (und das am Sonntag Kantate!).
  • Das Abendmahl kann aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln weiterhin nicht gefeiert werden.
  • Bitte bleiben Sie lieber zuhause, wenn Sie sich nicht gut fühlen, Erkältungssymptome haben oder fiebrig sind.

Bitte helfen Sie uns bei der Einhaltung dieser Regeln. Vielen Dank.

Für alle, die sich nicht sicher sind und aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleiben, stellen wir weiterhin Gedanken zum Sonntag zum Nachlesen auf unsere Homepage.

 

Jubilate

 

Liebe Gemeinde,

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Das ist der Spruch für die neue Woche aus dem 2. Korintherbrief.

Wir erleben gerade im großen Maßstab, was es heißt, wenn das Alte vergeht. Welche Auswirkungen wird die Krise auf unser Zusammenleben in Zukunft haben? Bleibt diese Gesellschaft solidarisch mit den Schwachen? Manche sind gerade dabei, den Wert menschlichen Lebens in Frage zu stellen oder herab zu setzen. Dem Schutz menschlichen Lebens darf nicht alles untergeordnet werden, heißt es. Was ist dann aber wichtiger als der Schutz menschlichen Lebens? Menschen, die sich so oder so ähnlich äußern, spielen mit dem Feuer und merken offenbar nicht, welch verheerenden Konsequenzen ihre Forderungen für eine Gesellschaft haben können, deren Mitglieder demnach nur dann schützenswert sind, wenn sie jung, gesund und produktiv sind. Das Neue nimmt unter diesen Umständen eine sehr bedrohliche Form an.

Wir wissen noch nicht, was das Neue in dieser Welt sein wird. Aber wir sollten es unbedingt mitgestalten.

Denn im Glauben können wir das Neue schon beschreiben: Das Neue, das geworden ist, ist die Auferstehung, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Und die Gewissheit, dass Gott niemanden aufgibt. Das sollte auch der Maßstab für das Neue in unserer Welt sein.

 

Geh aus, mein Herz, und suche Freud

 

Geh aus, mein Herz, und suche Freud

in dieser lieben Sommerszeit

an deines Gottes Gaben.

Schau an der schönen Gärten Zier

und siehe, wie sie mir und dir

sich ausgeschmücket haben,

sich ausgeschmücket haben.

 

 

Hilf mir und segne meinen Geist

mit Segen, der vom Himmel fleußt,

dass ich dir stetig grüne.

Gib, dass der Sommer deiner Gnad

in meiner Seele früh und spat

viel Glaubensfrüchte ziehe,

viel Glaubensfrüchte ziehe.

 

Misericordias Domini

 

Liebe Gemeinde,

„Ich bin ein Schaf!“ – Wer sagt das schon gerne von sich? Doch keiner trifft stets die richtigen Entscheidungen. Im Miteinander ist niemand gegen Fehler immun. Deshalb sage ich es gleich: Ich bin ein Schaf und entschuldige mich vorab für eventuelle Irritationen durch folgende Gedanken:

In dieser Zeit gibt es einige, die mich offenbar wachrütteln wollen mit Worten wie: „Merkst du nicht, was hier passiert? Wach auf!“ Doch diese Wachrüttler halte ich auch für Schafe – vielleicht etwas ungeduldigere – aber Schafe der Herde, die gerade verunsichert ist und zu der ich auch gehöre.

Ganz unterschiedliche Schafe müssen in dieser Herde miteinander auskommen: schlaue, vorsichtige, wagemutige, fügsame, störrische, egoistische, fürsorgliche, traurige, fröhliche und auch solche, die gerne in Ruhe etwas abseits grasen. Aber allesamt sind wir Schafe, weil wir gemeinsam vor dem unbekannten Land namens Zukunft stehen und nach einem guten Weg Ausschau halten.

Für Jesus beginnt ein guter Weg damit, auf Gott zu vertrauen, aufeinander zu achten und besonders darauf zu schauen, dass die Schwächsten mitkommen.

Immer wieder hat Jesus Verantwortung für andere übernommen, für niemanden war er sich zu schade. Deshalb behauptet er – finde ich – zu Recht von sich, dass er ist der gute Hirte ist. Für seine Liebe zu jedem Schaf hat er sogar mit dem Leben bezahlt. Seine Worte helfen mir in diesen Tagen, mich zu orientieren – sei es im Blick auf das unbekannte Land, sei es im Blick auf die Herde, in die ich unfreiwillig hineingeboren wurde.

Im Blick auf beides sagt dieser gute Hirte mir – und vielleicht auch Ihnen, die Sie diese Zeilen lesen: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Mt 7,12).

Ich wünsche mir aktuell mehr Geduld, Vernunft und Rücksicht. Also muss ich mich auch selbst fragen lassen: „Lebst du eigentlich, was du von anderen erwartest?“ Die ehrliche Antwort behalte ich gerade lieber für mich. Doch sie zeigt mir, was zu tun ist und wo ein guter Weg beginnt.

 

Bild: Andreas Huber

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

AMEN.

 

Pfr. Andreas Huber, 26. April 2020

Sonntag Quasimodogeniti

 

Aus Psalm 116

Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.

Denn er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen.

Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen;

ich kam in Jammer und Not.

Aber ich rief an den Namen des Herrn: Ach, Herr, errette mich!

Der Herr ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig.

Der Herr behütet die Unmündigen; wenn ich schwach bin, so hilft er mir.

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Ich will den Kelch des Heils erheben und des Herrn Namen anrufen.

 

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! (Johannes 20, 29)

Der Jünger Thomas kann nicht glauben, dass Jesus auferstanden ist. Bis Jesus zurückkommt, plötzlich mitten unter den versammelten Jüngern steht. Er sagt „Friede sei mit dir.“ und fordert Thomas auf, seine Wunden zu anzuschauen und zu berühren.

Der Maler Caravaggio hat die Szene in einem berühmten Gemälde festgehalten (https://www.deutschlandfunk.de/der-unglaeubige-thomas-von-caravaggio-er-sah-und-beruehrte.2540.de.html?dram:article_id=351787). Dort hat Thomas seinen Zeigefinger tief in Jesu Seitenwunde versenkt. Der Auferstandene selbst hält sein Handgelenk fest. Thomas steht leicht nach vorne gebeugt da, mit weit aufgerissenen Augen, so als würden durch die Berührung alle seine Zweifel beseitigt werden.

Die Berührung wird im biblischen Zeugnis allerdings gar nicht geschildert. Jesus fordert Thomas lediglich dazu auf. Und Thomas bekennt darauf trotzdem: Mein Herr und mein Gott.

Thomas erkennt seinen Herrn und Gott nicht dadurch, dass er ihn berührt, sondern dass er es tun dürfte, Jesus begegnet seinem Misstrauen mit Zugewandtheit und Freundlichkeit. Er verurteilt ihn nicht wegen seiner Zweifel, sondern ist für ihn da.

Thomas erfährt das, was die urchristliche Gemeinde ins Leben gerufen hat: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. (Hebräer 13, 8)

Amen.

Pfarrerin Ilka Huber, 19. April 2020

 

Lied EG 622: Ich möchte Glauben haben

1. Ich möchte Glauben haben, der über Zweifel siegt,

der Antwort weiß auf Fragen und Halt im Leben gibt.

2. Ich möchte Hoffnung haben für mich und meine Welt,

die auch in dunklen Tagen die Zukunft offen hält.

3. Ich möchte Liebe haben, die mir die Freiheit gibt,

zum andern Ja zu sagen, die vorbehaltlos liebt.

4. Herr, du kannst alles geben: dass Glauben in mir reift,

dass Hoffnung wächst zum Leben und liebe mich ergreift.